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Bereits 838 Bundesmillionen für die Expo.02
Kurzartikel / Leserbrief, 18. März 2002

In der vergangenen Frühjahrssession des Nationalrates stand neben den Nachwehen zur UNO- Abstimmung zweifellos das finanzielle Malaise um die Expo.02 im Zentrum des Interesses. Verschiedene Redner bezeichneten es zurecht als unverschämt, dass der Bund bzw. der Steuerzahler für die Expo bereits zum 5. Mal zur Kasse gebeten wird.

Und sie sprachen ebenfalls zurecht von Erpressung, als Bundesrat Couchepin drohte, bei einem Nein zum geforderten "Zusatzkredit" von 120 Millionen Franken müsste die Bilanz deponiert werden, "und es wird die ganze Teufelsmaschine der Nachlassstundung anrollen".

Tatsache ist: Am 5. Dezember 1996 hatte der damalige Bundesrat Delamuraz vor dem Parlament hoch und heilig versprochen, es werde keine Aufstockung zum damals vorgelegten Budget mit Bundesgeldern von 130 Millionen Franken geben. Inzwischen ist die Bundesbeteiligung auf 838 Millionen angewachsen. Und eine weitere Forderung wegen "Liquiditätsengpässen" und dergleichen ist nicht auszuschliessen.

Das Malaise geht - neben der offensichtlichen Unfähigkeit der Verantwortlichen, mit 1,2 Milliarden Franken (inkl. Spenden) eine 155-tägige Landesausstellung auf die Beine zu stellen - auf ein von Anfang an unklares, diffuses und widersprüchliches Konzept zurück. Statt einer überzeugenden Landesschau mit den Leistungen und Besonderheiten unseres vielfältigen Landes, bereichert mit Erlebniswelten für Jung und Alt, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken, lag der Expo von Anfang an das folgende "Konzept" zugrunde, und es wurde in der Zwischenzeit nur teilweise korrigiert.

"Als erstes gibt es dort Ausstellungen und auch Sachen, die keine Ausstellungen sind. Es gibt solche, bei denen man denken muss, um mitzukriegen, worum es geht. Andere, wo man sich mehr mitnehmen lassen kann, in etwas eintauchen. Die Ausstellung ist nicht ganz einfach. Es gibt schon ganz ver- schiedene Formen. Es ist nicht einfach die Ausstellung, in die man da hineingeht und dort heraus- kommt, und das hat man in der Mitte gelernt. Die Leute kommen auch selten wegen eines Teils, sie kommen wegen des Ganzen. Die ganze Landschaft interessiert sie, der See interessiert sie vielleicht die nächste halbe Stunde mehr als die tolle Ausstellung über Kommunikation, die es dort zum Beispiel hat." Wortgetreue Erklärung der damaligen Expo-Sprecherin Karin Hilzinger zum Expo.02-Konzept am Fernsehen am 19. Oktober 1999 auf die Frage, was eine Familie an der Expo.02 erwarten könne.)

Ich bestreite nicht, dass dieses unglaubliche "Konzept" in der Folge da und dort korrigiert und verbessert wurde. Aber es ist eben äusserst schwierig, auf einem morschen Fundament etwas Solides, Erfolgreiches aufzubauen. Und es kommt nicht von ungefähr, dass die Spenden für ein solches Werk nur spärlich fliessen.

Erwartungsgemäss, nachdem die CVP vor dem eigenen Mut Angst bekommen hatte, wurde der Zusatzkredit im Nationalrat mit 118:54 Stimmen gutgeheissen.

Ich werde die Expo.02 trotz dem skandalösen Finanzgebahren und dem eigenartigen Konzept besuchen, und den Eintritt selbstverständlich selbst bezahlen. Vielleicht lässt sich damit ein Beitrag leisten, damit vom Steuerzahler nicht noch ein sechster Zusatzkredit gefordert wird. Und ich hoffe, dass trotz dem unglaublichen Debakel etwas Positives für unser Land herausschauen wird.

von Nationalrat Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau


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