In der vergangenen Frühjahrssession
des Nationalrates stand neben den Nachwehen zur UNO- Abstimmung zweifellos
das finanzielle Malaise um die Expo.02 im Zentrum des Interesses. Verschiedene
Redner bezeichneten es zurecht als unverschämt, dass der Bund bzw.
der Steuerzahler für die Expo bereits zum 5. Mal zur Kasse gebeten
wird.
Und sie sprachen ebenfalls zurecht von Erpressung, als Bundesrat Couchepin
drohte, bei einem Nein zum geforderten "Zusatzkredit" von 120
Millionen Franken müsste die Bilanz deponiert werden, "und es
wird die ganze Teufelsmaschine der Nachlassstundung anrollen".
Tatsache ist: Am 5. Dezember 1996 hatte der damalige Bundesrat Delamuraz
vor dem Parlament hoch und heilig versprochen, es werde keine Aufstockung
zum damals vorgelegten Budget mit Bundesgeldern von 130 Millionen Franken
geben. Inzwischen ist die Bundesbeteiligung auf 838 Millionen angewachsen.
Und eine weitere Forderung wegen "Liquiditätsengpässen"
und dergleichen ist nicht auszuschliessen.
Das Malaise geht - neben der offensichtlichen Unfähigkeit der Verantwortlichen,
mit 1,2 Milliarden Franken (inkl. Spenden) eine 155-tägige Landesausstellung
auf die Beine zu stellen - auf ein von Anfang an unklares, diffuses und
widersprüchliches Konzept zurück. Statt einer überzeugenden
Landesschau mit den Leistungen und Besonderheiten unseres vielfältigen
Landes, bereichert mit Erlebniswelten für Jung und Alt, die das Zusammengehörigkeitsgefühl
stärken, lag der Expo von Anfang an das folgende "Konzept"
zugrunde, und es wurde in der Zwischenzeit nur teilweise korrigiert.
"Als erstes gibt es dort Ausstellungen und auch Sachen, die keine
Ausstellungen sind. Es gibt solche, bei denen man denken muss, um mitzukriegen,
worum es geht. Andere, wo man sich mehr mitnehmen lassen kann, in etwas
eintauchen. Die Ausstellung ist nicht ganz einfach. Es gibt schon ganz
ver- schiedene Formen. Es ist nicht einfach die Ausstellung, in die man
da hineingeht und dort heraus- kommt, und das hat man in der Mitte gelernt.
Die Leute kommen auch selten wegen eines Teils, sie kommen wegen des Ganzen.
Die ganze Landschaft interessiert sie, der See interessiert sie vielleicht
die nächste halbe Stunde mehr als die tolle Ausstellung über
Kommunikation, die es dort zum Beispiel hat." Wortgetreue Erklärung
der damaligen Expo-Sprecherin Karin Hilzinger zum Expo.02-Konzept am Fernsehen
am 19. Oktober 1999 auf die Frage, was eine Familie an der Expo.02 erwarten
könne.)
Ich bestreite nicht, dass dieses unglaubliche "Konzept" in
der Folge da und dort korrigiert und verbessert wurde. Aber es ist eben
äusserst schwierig, auf einem morschen Fundament etwas Solides, Erfolgreiches
aufzubauen. Und es kommt nicht von ungefähr, dass die Spenden für
ein solches Werk nur spärlich fliessen.
Erwartungsgemäss, nachdem die CVP vor dem eigenen Mut Angst bekommen
hatte, wurde der Zusatzkredit im Nationalrat mit 118:54 Stimmen gutgeheissen.
Ich werde die Expo.02 trotz dem skandalösen Finanzgebahren und dem
eigenartigen Konzept besuchen, und den Eintritt selbstverständlich
selbst bezahlen. Vielleicht lässt sich damit ein Beitrag leisten,
damit vom Steuerzahler nicht noch ein sechster Zusatzkredit gefordert
wird. Und ich hoffe, dass trotz dem unglaublichen Debakel etwas Positives
für unser Land herausschauen wird.
von Nationalrat Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS,
Eglisau
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