Nationalrat Hans Fehr Bundeshaus in Bern
Home Portrait Schwerpunkte Aktuell Agenda Meine Frage Kontakt Archiv
 
 
 
 
    Nationalrat - Hans Fehr
Missbrauch der 1. August-Feier auf dem Rütli?

Dringliche Einfache Anfrage, 11. Mai 2006

Bundespräsident Leuenberger hat eine Einladung als Festredner für die 1. Augustfeier 2006 auf dem Rütli bekanntlich abgelehnt. Kurze Zeit nachdem sich Markus Rauh, damals noch Verwaltungsratspräsident der Swisscom, öffentlich (und zudem mit falschen, absurden "Argumenten") gegen das revidierte Asyl- und Ausländergesetz ausgesprochen hatte, wurde er von der Rütlikommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) als Festredner aufs Rütli eingeladen.
Diese Tatsache ist mehr als erstaunlich. Die Vermutung liegt nahe, dass Rauhs Berufung zum Rütli-Festredner mit seinen Äusserungen gegen die erwähnten Gesetzesvorlagen zu tun hat und dass seine Ansprache als Plattform für die Abstimmung von 24. September 2006 missbraucht werden soll. Nachdem sich bereits SP-Bundesrätin Calmy-Rey kritisch gegen die beiden Vorlagen geäussert hat und damit ihren Bundesratskollegen und dem Parlament in den Rücken gefallen ist, drängt sich gar der Verdacht auf, dass Markus Rauh als "Stellvertreter" für Bundespräsident Leuenberger vorgeschoben wurde, um jene Abstimmungsposition zu vertreten, die der Bundespräsident aus Kollegialitätsgründen nicht selbst vertreten kann.

Im weiteren soll die Rütli-Bundesfeier offenbar mit einem riesigen Kontroll-, Sicherheits- und Überwachungsaufwand inszeniert werden. Gemäss SDA/baz-Meldung hat Beat Hensler, Kommandant der Luzerner Kantonspolizei, bestätigt, dass neben den Zentralschweizer Polizeikorps "weitere Polizeikräfte" beteiligt sind. Zudem ist die Armee um Hilfe bei der Luftüberwachung angefragt worden. Mit einem gewaltigen Aufwand bei der Billettvergabe und bei der Eintritts- und Zulassungskontrolle und unter Beizug des Staatsschutzes soll sichergestellt werden, dass die "richtigen" 2300 Besucherinnen und Besucher aufs Rütli kommen. Dies alles wegen einiger pubertärer Spinner und zahlreicher Mitläufer, welche die Rütli-Feier letztes Jahr gestört haben.

In diesem Zusammenhang bitte ich den Bundesrat um die Beantwortung der folgenden Fragen:

1. Ist es im Sinn des Bundesrates, dass auf dem Rütli, welches dem Schweizer Volk gehört, für die Bundesfeier wegen einiger pubertärer Spinner und ihrer Mitläufer mit Bundeshilfe ein derart gewaltiger Kontroll- und Sicherheitsapparat aufgezogen wird, als ginge es um eine Anti-Terror-Aktion? Wirkt eine solche Gross-Inszenierung nicht geradezu als Provokation?

2. Teilt der Bundesrat die Meinung, dass dieser enorme Kontroll- und Überwachungsaufwand auch eine Zumutung gegenüber ganz "normalen", unbescholtenen Schweizerinnen und Schweizern ist, welche die Bundesfeier auf dem Rütli - und nicht einen "Sperrbezirk" - besuchen möchten? Aufgrund welcher Kriterien soll Personen der Zutritt aufs Rütli verweigert werden?

3. Mit welchen Kosten zulasten des Bundes (Auflistung für jeden Bereich) rechnet der Bundesrat, falls das geplante Konzept trotz aller Bedenken durchgeführt wird?

4. Was sagt der Bundesrat zur Aussage von Markus Rauh, mit dem revidierten Asylgesetz würden wir abgewiesene Asylsuchende "quasi obrigkeitlich in unserer Mitte verhungern, verdursten und erfrieren lassen"? (Tagesanzeiger vom 6.2.2006). Ist der Bundesrat auch der Meinung, dass Rauh aufgrund dieser absurden Behauptungen als Rütli-Festredner denkbar ungeeignet ist und für viele Leute eine Provokation darstellt?

5. Wird der Bundesrat im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür sorgen, dass die Rütli-Bundesfeier nicht für Abstimmungspropaganda missbraucht wird und dass sie nicht zu einer unverhältnismässigen Polizei-, Militär- und Staatsschutz-Übung, zum Medienspektakel - und damit erst recht zum Magneten für unerwünschte Leute - aufgebauscht wird?

6. Ist es nicht zweckmässiger, wenn zur Rütli-Bundesfeier ein paar hundert kräftige Schwinger und Treichler eingeladen werden, die nur schon aufgrund ihrer Präsenz Störaktionen durch pubertäre Spinner und Mitläufer im Keim ersticken würden?


[ zurück ]     [ drucken ]

 
powered by BfK