Nationalrat Hans Fehr Bundeshaus in Bern
Home Portrait Schwerpunkte Aktuell Agenda Meine Frage Kontakt Archiv
 
 
 
 
    Nationalrat - Hans Fehr

An alle "Tier- und Menschenfreunde"

Artikel, 5. April 2012


Vor vielen Jahren hatten wir auf dem elterlichen Bauernhof in Berg am Irchel einen Knecht  namens Franz, ein Original, der vor allem unter Alkoholeinfluss gerne sang und stets betonte, an ihm sei ein Caruso verloren gegangen. Vor allem aber nannte er sich  „Tier- und Menschenfreund“. Wir hatten in jener Zeit – neben Kühen, Kälbern, Schweinen, Hühnern und Pferden – bis zu 14 Katzen, die in der Regel mit „Mausen“ beschäftigt waren. Weil Franz als ausgesprochener Katzenfreund aber immer irgendwelche Essensresten auf sich trug, folgte ihm oft die ganze Katzenschar in Einerkolonne, wenn er zur Arbeit in den nahen Wald ging. Die vielen Tiere auf dem Betrieb, den längst mein Bruder führt, hatten schon damals ein tiergerechtes Leben – mit hellen Ställen und regelmässigem Weidegang.  

Bis über die Mitte des letzten Jahrhunderts hinaus war es allgemein üblich, dass die Schweine in engen Löchern gehalten wurden. Auch die Kühe blieben fast immer im Stall. Die zumeist kleineren Bauernbetriebe mitten in den Dörfern hatten gar keine andere Wahl.  Seither hat die bäuerliche Tierhaltung enorme Fortschritte gemacht. Dies nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen und wegen des verschärften Tierschutzgesetzes von 1981: Ein guter Bauer hat Freude an seinen Tieren; er will, dass sie gesund sind und dass es ihnen gut geht. 

Auch im Zoo, in Tierparks und beispielsweise im einstigen berühmten Berner Bärengraben (jetzt Bärenpark) werden die Wildtiere nicht mehr wie einst in viel zu kleinen Käfigen und Gehegen eingesperrt, sondern möglichst naturnah und artgerecht gehalten. Schon vor rund 100 Jahren hat Rainer Maria Rilke (1875-1926) mit seinem meisterhaften Gedicht „Der Panther“ die damals übliche Käfighaltung  angeprangert:

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, dass er nichts mehr hält.

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe, und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein grosser Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf. Dann geht ein Bild hinein –
geht durch der Glieder angespannte Stille – und hört im Herzen auf zu sein.

Kürzlich hat der Nationalrat einen Vorstoss unterstützt, der die Haltung der einzigen drei Delphine, die es in der Schweiz - im thurgauischen „Connyland“- noch gibt, verbieten will. Viele Leute stellen zu Recht höchste Anforderungen an die Tierhaltung, den Tierschutz und die Nahrungsmittelproduktion. Dann muss man aber auch konsequent sein und ausschliesslich Schweizer Fleisch und Schweizer Waren kaufen, die den hohen Anforderungen genügen. Und man muss bereit sein, dafür etwas mehr zu zahlen. Die Heerscharen  von Schweizern, die regelmässig, und besonders jetzt um die Osterzeit herum, jenseits der Grenze einkaufen, sollten ihr Verhalten überdenken – auch zugunsten der Läden und Geschäfte in ihrem Dorf.     

Zu guter Letzt: Wo bleiben neben all den Tierfreunden die Menschenfreunde? Wer aus Überzeugung für die Freiheit und die artgerechte Haltung von Tieren kämpft, sollte sich auch für die Freiheit und die Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger einsetzen. Die zunehmende Aushebelung unserer einzigartigen Volks- und Freiheitsrechte, die unser Land zum demokratischen Musterland und auch wirtschaftlich stark gemacht haben, muss dringend gestoppt werden. Sonst haben wir eines Tages zwar glückliche, artgerecht gehaltene  Tiere – aber rechtlose, fremdbestimmte Menschen.



[ zurück ]     [ drucken ]

 
powered by BfK