Bei der Feier zum 50. Jahrestag des Europarates am vergangenen
Samstag auf dem Zürcher Münsterhof hat sich allerlei "Unbotmässiges"
ereignet, mit dem die Hauptinitianten und Organisatoren wohl kaum gerechnet
hatten. Roger de Weck, ehemaliger Chefredaktor des Tagesanzeigers, sowie
Josef Estermann, Zürcher Stadtpräsident, unterstützt von
der EU-anschlussbegeisterten "Neuen Europäischen Bewegung Schweiz"
(NEBS) und Gleichgesinnten, wollten die samstägliche Feier selbstverständlich
zur Manifestation für den raschen Beitritt der Schweiz zur EU machen.
Diese Absicht ging aber gründlich in die Hosen. Erstens sorgten
wiederholte Regengüsse und andere Faktoren für einen spärlichen
Publikumsaufmarsch. Zweitens sahen sich viele der herbemühten Schwinger
offensichtlich an der "falschen Veranstaltung". Der Anschlussdrang
an Brüssel ist in Schwingerkreisen, die urschweizerisches Brauchtum
und Freiheitsdrang verkörpern, zweifellos nicht sehr ausgeprägt!
Den eigentlichen Kontrapunkt hat aber der SPD-Politiker und ehemalige
Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi gesetzt. Er riet der Schweiz
von einem Beitritt zur EU eindringlich ab und gab seiner Sorge Ausdruck,
dass "die Schweiz, dieses wundervolle Vorbild für ein föderalistisches
Europa" durch die zentralistischen Entscheide der Brüsseler
Kommissare "eingeebnet" werden könnte.
Immer wieder - so musste sogar der Tagesanzeiger zu seinem Leidwesen
berichten - lobte Dohnanyi die "unvergleichliche Demokratie"
der Schweiz und bezeichnete sie gar als das achte Weltwunder: "Die
Schweiz hat Europa vorgemacht, wie man mit verschiedenen Sprachen und
Völkern den Frieden bewahren kann." (Zitate gemäss Tagesanzeiger
vom 10.5.99). Und sinngemäss liess Dohnanyi schliesslich durchblicken,
dass die Schweiz dereinst nur einer föderalistischen EU beitreten
sollte. Was Herr de Weck nach diesem wohl überraschenden Bekenntnis
Dohnanyis noch anzufügen wusste, war eher von Sprachlosigkeit geprägt.
Er würde sich freuen, so de Weck, wenn die Schweizer Europaskeptiker
auf der gleichen Ebene argumentieren würden wie Dohnanyi.
Ich will Herrn de Weck diese Freude gerne bereiten: Wir EU-Beitrittsgegner
(nicht "Europa-Gegner") argumentieren mit Fakten, mit Volksrechten,
Kosten und dergleichen mehr. Was will Herr de Weck denn noch mehr?
Und noch etwas: Warum hören die linken und die heimatmüden
EU-Beitritts-Euphoriker - auch die Bundesräte - nicht vermehrt auf
ihre Genossen und Freunde in den EU-Ländern Deutschland und Österreich?
Dann würden sie nämlich erkennen, dass es sehr viele und immer
mehr Dohnanyis gibt.Ich für meinen Teil lebe lieber im unabhängigen,
neutralen und weltoffenen "Weltwunderland" Schweiz als in einem
fremdbestimmten Land, das in "solidarischer" Dummheit seine
besonderen Freiheiten und Werte preisgibt und dafür auch noch Milliarden
bezahlt.
Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau
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