Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau
Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015
Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant
Teil 16 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver PolitikBald nach den Kantonsrats- und Regierungsratswahlen im
Frühjahr 1991 geht es wieder einmal um die Frage der Miliärdienstverweigerung
und entsprechender Sanktionen - ein Thema, das uns bekanntlich bis heute
intensiv beschäftigt. An einer gut besuchten Delegiertenversammlung
der Zürcher SVP am 13. Mai 1991 in Affoltern a. A. wird die Änderung
des Militärstrafgesetzes zur "Entkriminalisierung der Dienstverweigerer"
kontradiktorisch behandelt. Die Gesetzesänderung zielt darauf ab,
dass Dienstverweigerer aus Gewissensgründen nicht mehr zu Gefängnisstrafen
verurteilt werden, sondern eine "Arbeitsleistung im öffentlichen
Interesse" erbringen sollen.
Der Pro-Referent, FDP-Nationalrat Dr. Willy Loretan, der nach eigenem
Bekunden "ohne Herzblut" für die Vorlage eintritt - sie sei zwar kaum
praktikabel, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung -, hat
keine Chance gegen die Argumentation von Contra-Referent Dr. Ulrich
Schlüer. Dieser warnt vor der Aushöhlung der verfassungsmässigen
allgemeinen Wehrpflicht. Wer nicht einmal bereit sei, waffenlosen
Dienst zu leisten, dürfe nicht noch mit einem privilegierten Arbeitsdienst
belohnt werden. Zudem öffne die Vorlage zahlreichen weitergehenden
Vorstössen Tür und Tor.
Mit 303:27 Stimmen wird die Vorlage von den SVP-Delegierten bachab geschickt
. Am 2. Juni 1991 wird sie jedoch an der Urne (dem "Zeitgeist" folgend)
mit rund 56 Ja- zu 44 Prozent Neinstimmen gutgeheissen.
Ulrich Schlüer sollte Recht behalten: Fortan unternehmen
Mitte-Links-Kreise und Co. alles, um den Zivildienst immer attraktiver
auszubauen. Wir haben heute bekanntlich die freie Wahl zwischen
Militärdienst und zivilem Ersatzdienst, was der Wehrgerechtigkeit
diametral zuwiderläuft und den ohnehin viel zu tiefen Armeebestand
von 100'000 Mann zunehmend gefährdet. Die bürgerliche Politik ist
gefordert.
Weil sich ab Anfang der 90er Jahre die Asylsituation immer mehr
verschärft, wird die Bekämpfung des Asylmissbrauchs definitiv zu einem
unserer Kernthemen. Kein anderes europäisches Land hat damals, gemessen
an der eigenen Bevölkerung, einen so hohen Prozentsatz an Asylsuchenden.
Rund 55'000 Gesuche sind im Frühjahr 1991 hängig - und nur vier Prozent
sind echte Flüchtlinge. Die Asylsuchenden tun alles, um ins gelobte
Asylland Schweiz zu gelangen: Sie verstecken ihre Pässe oder werfen
sie weg, sie erfinden Geschichten und kommen zu Tausenden illegal
über die grüne Grenze. Die Landesregierung zeigt sich hilflos und
unentschlossen gegenüber der immer grösseren Zuwanderung von
"unechten" Flüchtlingen. Christoph Blocher geisselt die Hilflosigkeit
in Bundesbern und die explodierenden Kosten mit dem Worten: "Behörden,
welche das alles zulassen, dulden den Missbrauch des Asylrechts
und handeln gegen Verfassung und Gesetz!" Nun sei genug geredet
, nun müsse gehandelt werden.
Die Kernforderungen der SVP lauten: Die Asylbewerber dürfen während des
Verfahrens im Wesentlichen nur Sachleistungen erhalten; Asylsuchen
darf sich finanziell nicht lohnen. Die Behandlungsfristen von Asylgesuchen
sind massiv (auf drei Monate) zu verkürzen. Wer illegal über die Grenze
kommt, verliert das Recht auf Prüfung des Asyls. Scheinflüchtlinge
sind rasch auszuweisen. Die Liste der sicheren Länder ist zu erweitern.
Schlepper sind empfindlich zu bestrafen.
Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, lancieren wir eine breit
angelegte Asylpetition, die wir am 3. Juni 1991 im Bundeshaus mit 106'202
Unterschriften unter dem Motto "Asylpolitik: 100'000 fordern Taten!"
einreichen. Blocher stellt klar, dazu brauche es weder neue Erlasse
noch Gesetze und auch keine weiteren Expertenberichte und Gutachten.
Der Bundesrat müsse endlich die bestehenden Rechtsgrundlagen durchsetzen.
Die Missstände im Asylbereich begleiten uns bekanntlich in hoher Intensität
bis auf den heutigen Tag. Ohne den stetigen Kampf der SVP und einiger
Mitstreiter für eine konsequente Asylpolitik wäre die Situation schon
lange vollends aus dem Ruder gelaufen. Eine wesentliche Verbesserung
bringt die Zeitspanne 2004 bis 2007, als Bundesrat Christoph Blocher
mit einer Gesetzesrevision und einer konsequenten Departementsführung
erreicht, dass die Asylgesuche von jährlich rund 20'000 auf 10'000
halbiert werden. Leider kehrt der Schlendrian nachher unter Bundesrätin
Sommaruga rasch wieder ein. Die neu verantwortliche Bundesrätin Karin
Keller-Sutter muss nun ihren Vorschusslorbeeren gerecht werden.
Das Schweizervolk will Taten sehen.
Zurück zum Wahlfrühling 1991: Christoph Blocher präsentiert den neuen
SVP-Regierungsratskandidaten Ueli Maurer an einer Pressekonferenz
zusammenfassend wie folgt: "Ueli Maurer besitzt in ausgeprägtem Masse
das, was den links-grünen Kandidaten, die gegen ihn antreten, in
ausgesprochenem Masse fehlt." Maurer führt im Gespann mit Hans Hofmann
einen intensiven Wahlkampf. An zahlreichen Veranstaltungen tritt er
allein oder zusammen mit seinen bürgerlichen Mitstreitern Hans
Hofmann, Ernst Homberger und Eric Honegger (beide FDP) sowie
Peter Wiederkehr (CVP) an - und zum Teil auch mit Alfred Gilgen
(parteilos, ex-LdU). Ebenso kreuzt er die Klingen an kontradiktorischen
Veranstaltungen mit Hedi Lang (SP), Moritz Leuenberger (SP),
Verena Diener (Grüne) und Roland Wiederkehr (LdU).
Etwas leichtere Kost: Wir - einige Motorradfahrer aus der Zürcher SVP -
beschliessen 1991, eine Töffgruppe zu bilden, die hin und wieder gemeinsame
Ausfahrten organisiert. Ich habe von meinem Bruder zuerst eine Honda CB 250,
K4, Jahrgang 1972, bekommen, und viel später - als die Honda Probleme machte
und "ausser Dienst" gestellt werden musste - eine BMW R 60/5, Jahrgang
1973, die ich heute noch fahre, wenn auch eher selten.
Der damalige Bülacher Bezirksanwalt Beat Hirt nimmt die Sache an die Hand
und organisiert die Ausfahrten während Jahren. Dann übernimmt Emil Grabherr,
Zürich, ehemaliger Berufsschullehrer und Zürcher Gemeinderat, der heute
in Weggis LU wohnt, das Präsidium der inzwischen zum "Motorradclub SVP"
(MC-SVP) mutierten Töffgruppe. Unter seiner Führung entwickelt sich der
MC-SVP rasch. Er zählt heute rund 80 Mitglieder und bietet ein interessantes
Jahresprogramm mit einem regelmässigen "Stamm", mit Tagesausfahrten,
mehrtägigen Reisen, Besichtigungen und der jährlichen Generalversammlung.
(Weiteres unter www.mcsvp.ch). Motorradfahren und Geselligkeit stehen
über die Parteigrenzen hinaus im Vordergrund. Dass Motorradfahrer(innen)
gleichzeitig für die Freiheit der Bürger und die Unabhängigkeit unseres
Landes eintreten, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.
Zweimal haben wir - Emil Grabherr, Nationalrat Walter Wobmann, Präsident FMS
(Fédération Motocycliste Suisse) und ich - auf dem "Raten" bei Oberägeri
ZG eine "Motorrad-Landsgemeinde" durchgeführt, die jeweils von rund 1000
Motorradfahrern besucht wurde. Dabei wurde, nach Ansprachen von
Christoph Blocher bzw. Ueli Maurer, jeweils eine Resolution verabschiedet
unter dem Titel "Freiheit statt Schikanen" - mit Forderungen, die
sowohl der Bevölkerung als auch allen verantwortungsbewussten
Motorradfahrern das Leben erleichtern.
Ich hoffe, dass diese besonderen Landsgemeinden weitergeführt werden.
Denn die freiheitsliebenden Motorradfahrer(innen) sind in aller
Regel auch überzeugte Patrioten.
(Fortsetzung folgt)