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Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Der 9. November, ein schicksalhafter Tag

Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant

Meine Beiträge

Gastbeitrag BaZ, 7.11.2018

Der Deutsche Kaiser dankt ab, die Republik wird ausgerufen. Hitler unternimmt seinen ersten Putschversuch. Die "Reichskristallnacht" offenbart das wahre Wesen der Nazis. Der Fall der Berliner Mauer leitet den Zusammenbruch des Sozialismus ein. Donald Trump ist definitiv als US-Präsident gewählt: All dies ist an einem 9. November geschehen. Er wird als schicksalhafter Tag in die Geschichte eingehen.

Am 9. November 1918 dankt der Deutsche Kaiser Wilhelm II ab, und die "Weimarer Republik" wird ausgerufen. Dies nach einem blutigen europäischen Krieg, der sich rasch zum Ersten Weltkrieg ausgeweitet und rund 30 Millionen Tote und Verwundete gefordert hat. Die "Weimarer Republik" steht aber von Anfang an unter einem schlechten Stern. Bis zum Jahr 1923 hat sie mit den gravierenden Kriegsfolgen, einer Hyperinflation und mehreren Umsturzversuchen zu kämpfen, bis dann von 1924 bis 1929 eine Phase relativer Stabilität und wirtschaftlicher Erholung folgt. Die Weltwirtschaftskrise ab Ende 1929 mit einer horrenden Arbeitslosigkeit und einer notleidenden deutschen Bevölkerung, sowie der als Schmach empfundene Versailler Vertrag begünstigen in der Folge den Aufstieg des Nationalsozialismus. Dies führt schliesslich zum Untergang der Weimarer Republik und bereitet den Weg zur Katastrophe des Zweiten Weltkriegs.

Am 8./9. November 1923 unternimmt die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) unter Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller den ersten Putschversuch. Der Putsch misslingt, und der anschliessende "Marsch zur Feldherrenhalle" endet in einer blutigen Schiesserei. Hitler wird am 11. November verhaftet und in der Folge wegen Hochverrats zu fünf Jahren Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt, wo Teile von "Mein Kampf" entstehen. Schon gegen Ende 1924 wird Hitler aber freigelassen - und das Verhängnis nimmt in der Folge seinen Lauf.

In der Nacht zum 9. November 1938 werden auf Weisung der nationalsozialistischen Führungsriege in ganz Deutschland jüdische Geschäfte und Wohnungen verwüstet und zerstört, Synagogen in Brand gesteckt und tausende Juden verhaftet, misshandelt oder gar ermordet. Spätestens an diesem Tag, der als "Reichskristallnacht" in die Geschichte eingeht, kann die Welt sehen, dass der Antisemitismus bis hin zum Mord "staatsoffiziell" geworden ist. Diese Nacht ist der "Auftakt" zum Holocaust, zum grössten Völkermord in Europa.

Am 9. November 1989 fällt die in der Nacht zum 13. August 1961 auf Befehl der DDR-Führung errichtete Mauer in Berlin. Sie sollte die "Republikflucht" verhindern. Die 155 Kilometer lange Mauer ist hermetisch bewacht und mit Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen fast unüberwindbar. In den 27 Jahren ihres Bestehens sterben im Bereich der Mauer mindestens 136 Menschen. Sie ist das wohl abschreckendste Symbol des Ost-West-Konflikts. Mit der Anerkennung der ersten freien Gewerkschaft "Solidarnosc" in Polen Anfang 1989 hat der Zerfall des sozialistischen Systems begonnen. Ungarn öffnet in der Nacht zum 11. September die Grenze zu Österreich für DDR-Bürger, sodass in der Folge Zehntausende über Österreich in die Bundesrepublik ausreisen.

Im Herbst 1989 erfasst die friedliche Revolution das ganze Land. Nach gewaltigen Demonstrationen verabschiedet die DDR-Führung unter grossem Druck ein Reisegesetz, welches von Günter Schabowski, Sprecher des SED-Zentralkomitees, voreilig als "sofort, äh … unverzüglich" gültig kommuniziert wird. Danach strömen die jubelnden Massen ungehindert über die Grenze, und die Mauer fällt. In der Folge zerfällt auch die Sowjetunion. Der Sozialismus, der am Wesen des Menschen vorbei geht, ist endgültig gescheitert.

Am 9. November 2016 steht die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten definitiv fest. Was er bis heute im Sinn von "America first!" konsequent umsetzt, sind - zum Ärger seiner Gegner - exakt seine Wahlversprechen. Die einen sehen in ihm den Teufel, für andere ist er der Heilsbringer. Tatsache ist: Trump ist demokratisch gewählt. Und er hat, neutral beurteilt, bereits erstaunlich viel erreicht.

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Soweit eine unvollständige Bilanz über den schicksalshaften 9. November. Was werden uns künftige 9. November bringen? Ich hoffe nur Gutes!