Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Damals in der Auns

Von Hans Fehr, a. Nationalrat und Geschäftsführer der Auns, Eglisau ZH

Teil 41 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver Politik

Nach 41 Folgen von „Damals in der Auns“ (1. April 1998 - Herbst 2010) ist nun Schluss. Aber es liegt mir daran, in meinem letzten Bericht aus jener arbeits- und erlebnisreichen Zeit noch ein paar Grundsätze und „Streiflichter“ aufzuzeigen.

Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen!“

In meinen politischen, beruflichen, militärischen und privaten Tätigkeiten habe ich versucht, nach dem Leitsatz „Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen!“ zu handeln. Denn viele Leute verschwenden viel Zeit mit nachträglichen Begründungen, warum das und jenes nicht geklappt habe.  

Aber sie vergessen eines: Die Begründung des Misserfolgs interessiert nicht. Natürlich gelingt auch mit dem Leitsatz „Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen“ nicht alles. Dennoch drückt dieser Leitsatz eine Geisteshaltung aus, die in jedem Bereich Gold wert ist. Der Leitsatz stand auch in meiner Zeit als Kompanie- und Bataillonskommandant stets zuoberst auf den Tages- und Einsatzbefehlen. War zum Beispiel eine Zugsübung nicht erfüllt, so konnte man mit dem Zugführer die wesentlichen Punkte durchgehen: Was hast Du unternommen bzw. eben nicht unternommen, um den Erfolg sicherzustellen? (Zeitverhältnisse, Befehlsgebung, Klarheit/Einfachheit der Aktion, materielle Bereitschaft, Reserve etc.). Das gilt in ähnlicher Form auch in der Politik, zum Beispiel bei der Planung und Durchführung einer Abstimmungs- oder Wahlkampagne.

Wie dem auch sei: Der Leitsatz „Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen“ ist mit Sicherheit zielführender als der läppische Spruch „Wo gschaffet wird, passiered Fehler“.

Ein paar Streiflichter

1999 fordere ich mit einem Vorstoss die Schaffung eines Souveränitätsbüros als Gegengewicht zum Integrationsbüro. Denn das Integrationsbüro, gegründet 1961, hat sich längst zur EU-Beitritts-Propagandamaschine des Bundesrates entwickelt. Der Vorstoss hat bei der Mehrheit des Parlaments allerdings keine Chance, sorgt aber für Diskussionen, und das Integrationsbüro verhält sich künftig zumindest etwas zurückhaltender. 2013 wird es zur „Direktion für europäische Angelegenheiten“ umbenannt.

Die Schweiz, das „achte Weltwunder“. Zur Feier des 50. Jahrestages der Gründung des Europarates im Mai 1999 auf dem Zürcher Münsterhof laden Roger de Weck, ehem. Chefredaktor des Tagesanzeigers, und Stadtpräsident Josef Estermann Klaus von Dohnanyi, den ehem. Bundesminister und Ersten Bürgermeister von Hamburg, als Redner ein. Selbstverständlich erwarten sie ein flammendes Plädoyer des SPD-Mannes für den EU-Beitritt der Schweiz. Aber ohalätz! Dohnanyi rät der Schweiz von einem EU-Beitritt eindringlich ab. Er befürchtet, dass „dieses wunderbare Vorbild für ein föderalistisches Europa“ durch die Entscheide der Brüsseler Kommissare „eingeebnet“ werden könnte. Und er lobt die „unvergleichliche Demokratie“ der Schweiz und bezeichnet sie gar als das „achte Weltwunder“. Verständlicherweise sind wir von der Auns voller Schadenfreude, dass dieser Schuss der EU-Beitrittsapostel nach hinten losgegangen ist. Und wir laden Dohnanyi zur Auns-Jahresversammlung 2006 als Redner ein.

Collegium Helveticum. Das sogenannte Collegium Helveticum wurde 1997 unter der „Führung“ von Prof. Dr. Adolf Muschg als „Schule der Interkulturalität“ und „Schnittstelle für die Begegnung der Technik mit den Humanwissenschaften“ in der ETH-Sternwarte gegründet. Auf einen Hinweis von Christoph Mörgeli stelle ich dem Bundesrat im Jahre 1999 unbequeme Fragen zur „Arbeit“ dieser Institution, denn Muschgs fragwürdiges Konzept hat von 10 der 14 ETH-Professoren der Geistes- und Sozialwissenschaften keine Zustimmung erhalten. Dazu kommt, dass die „Kollegiaten“ während zwei Semestern von ihren Lehrverpflichtungen an der ETH bei vollem Lohn freigestellt sind, und auch beim Collegium Helveticum sind sie nur zu einer stark reduzierten Präsenz sowie zur Teilnahme am Mittagessen verpflichtet, für das gemeinsam eingekauft, gekocht und abgewaschen wird (!)

Der Bundesrat antwortet auf meine Fragen ausweichend. Adolf Muschg lädt mich zusammen mit Ratskollege Ulrich Schlüer zu einem Mittagessen im Beisein von Studenten in die ETH-Sternwarte ein, um uns sein Konzept „besser erklären zu können“.  Unsere kritischen Fragen und Vorbehalte stossen dabei auf wenig Verständnis. Adolf Muschg (und Frau Prof. Dr. Helga Novotny, seit 1998 neue Leiterin) scheinen eher beleidigt, dass wir ihr „Werk“ hinterfragen. Immerhin wird das Collegium in der Folge auf eine wissenschaftlich vertretbare Grundlage gestellt.

Charles de Gaulles Vermächtnis. Wiederholt wird die Auns von Linken und Gutmenschen als „fremdenfeindlich, rechtsextrem und isolationistisch“ verunglimpft, weil wir für eine souveräne Schweiz, eine kontrollierte Zuwanderung und die Ausschaffung krimineller Ausländer kämpfen. Aber wir wissen uns zu wehren. Zudem hat auch der von mir bewunderte Charles de Gaulle, Präsident der V. Republik, zum Thema Zuwanderung eine klare Haltung vertreten: 1959, im Zusammenhang mit dem Algerienkrieg,  hat er zu seinem Berater Peyrefitte („C’était de Gaulle“, S. 152)  sinngemäss gesagt: „Es ist sehr schön, dass es auch schwarze, braune und gelbe Franzosen gibt. Aber sie müssen immer eine kleine Minderheit bleiben, sonst wäre Frankreich nicht mehr Frankreich. Denn wir sind vor allem ein europäisches Volk, das zur weissen Rasse, zur griechisch-lateinischen Kultur und zum christlichen Glauben gehört. Würden alle Araber und Berber als Franzosen betrachtet: Wie könnte man sie daran hindern, sich in Frankreich niederzulassen, wo das Lebensniveau viel höher ist? Mein Dorf wäre nicht mehr Colombey-les-Deux-Eglises (Colombey mit den zwei Kirchen), sondern Colombey-les-Deux-Mosquées» (mit den zwei Moscheen). In etlichen Debatten, u.a. im Rahmen des „0pen WEF“ in Davos, dient mir de Gaulles Aussage als starkes Argument.

Staatskundeunterricht für den Herrn EU-Botschafter. Was sich der persönlich durchaus leutselige und sympathische EU-Botschafter Dr. Michael Reiterer, ein Österreicher, noch vor seinem offiziellen Amtsantritt in Bern im Jahre 2007 erlaubt, geht auf keine Kuhhaut. Für ihn ist unser Land „de facto“ bereits in der EU, und er will „durchs Land reisen und den Leuten die EU erklären“ und auch die „Oberhoheit über die Biertische“ (Stammtische) gewinnen. Er plädiert für ein Rahmenabkommen, das die Schweiz institutionell einbindet, und behauptet, wir gewännen dadurch an Souveränität. Ich teile ihm im Namen der Auns brieflich mit, dass er wohl dringend Staatskundeunterricht zum Wesen der souveränen Schweiz brauche und dass ich ihm diesen gerne kostenlos erteilen würde. Er reagiert belustigt-positiv, und wir treffen uns in der Folge hin und wieder zu interessanten und unterhaltsamen Mittagessen-Gesprächen, bis er nach einiger Zeit nach Tokio versetzt wird.

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Zum Ende meiner Zeit als Auns-Geschäftsführer im Oktober 2010 lädt mich die Geschäftsstelle zu einem Ausflug auf den Niesen bei Spiez ein, dessen unglaublich steile Seilbahn – und erst recht die Aussicht vom Gipfel – einem fast den Atem stocken lässt. Zusätzlich bekomme ich mit meiner Frau eine unvergessliche Fahrt mit dem Glacier-Express geschenkt. Die Auns hat mir in all den intensiven Jahren alle meine politischen Erwartungen und nun auch noch zwei touristische Wünsche erfüllt.    

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Dass die Auns nun zusammen mit dem Komitee „EU-no“ und der „Unternehmervereinigung gegen EWR/EU-Beitritt“, voraussichtlich am 15. Oktober 2022, zu einer grösseren, schlagkräftigeren Vereinigung mit dem Arbeitstitel „Pro Souveräne Schweiz“ fusionieren wird, mag auf den ersten Blick schmerzlich sein, ist aber sinnvoll und nötig. Denn wir müssen unsere Kräfte im Hinblick auf die kommenden politischen Weichenstellungen bündeln, damit wir nicht nur kämpfen, sondern auch gewinnen können. Sonst ist die Schweiz morgen oder übermorgen nicht mehr unsere Schweiz.

(Schluss)



Hans Fehr