Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau
Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015
Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant
Teil 31 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver PolitikNachdem die Zürcher SVP 1991 als stärkste Partei aus den Wahlen
hervorgegangen ist, beschliesst die Delegiertenversammlung
vom 23. Juni 1995 einstimmig, bei den Ständeratswahlen mit
einer eigenen Kandidatur anzutreten, und zwar mit Nationalrat
Toni Bortoluzzi. Mit dem Rücktritt von Riccardo Jagmetti (FDP)
ist ein Sitz freigeworden, den allerdings wieder die FDP mit
Vreni Spoerry, Horgen, beansprucht. Monika Weber vom Landesring
der Unabhängigen kandidiert erneut.
Toni Bortoluzzi darf mit Fug und Recht als der "ideale" Standesvertreter
für den Kanton Zürich bezeichnet werden: Er hat eine grosse politische Erfahrung
auf allen Ebenen - seit 1982 als Gemeinderat und seit 1986 als Gemeindepräsident
von Affoltern a. A., seit 1984 als Kantonsrat (von 1988-91 als Fraktionspräsident),
und schliesslich seit 1991 als Nationalrat. Dort hat er sich in kurzer Zeit einen
Namen geschaffen in der Sozialpolitik (Schwerpunkt Krankenversicherung und AHV)
sowie in der Gewerbepolitik. Er ist ein ausgeprägter Vertreter des Mittelstandes
- also jener Leute, die täglich ihren Lebensunterhalt erarbeiten müssen und nicht
dem Staat zur Last fallen wollen. Und er ist ein überzeugter Verfechter der
Unabhängigkeit, der Selbstbestimmung und des Föderalismus. Bortoluzzi
vertritt damit - im Gegensatz zu Monika Weber und Vreni Spoerry -
die Haltung der Mehrheit des Zürcher Volkes, das am 6.12.1992 einen
EWR-Beitritt abgelehnt hat.
Noch krasser ist bekanntlich die aktuelle Ausgangslage (2019) für die
Zürcher Ständeratswahlen, wo die beiden Bisherigen Jositsch und Noser wieder
antreten. Sie "liefern" einen Einheitsbrei pro Rahmenvertrag bzw. EU-Beitritt,
umarmen sich politisch wie eineiige Zwillinge und haben zudem haufenweise
einträgliche Mandate angehäuft, die ihre Unabhängigkeit ernsthaft in Frage
stellen. Es ist Roger Köppel hoch anzurechnen, dass er den Kampf gegen
diese von den Medien gehätschelten Nicht-Standesvertreter mit unglaublicher
Energie und grosser Kompetenz führt und sage und schreibe in allen 162
Gemeinden zu Veranstaltungen über die zentralen Themen antritt. Wer so
politisiert, kann nur gewinnen!
Indes geht der Kampf im Wahl-Sommer/Herbst 1995 um die zentrale
Frage Schweiz-EU (bzw. EG) seinem Höhepunkt zu. Die SVP-Exponenten setzen
sich mit aller Kraft und einem enormen Einsatz für eine selbstbestimmte
Schweiz ein. Ihre eindringlichen Botschaften, Reden und Schlagzeilen
lauten: "EU-Frage: Fakten statt Illusionen!", "EWR/EG/EU: Das Volk
verliert - die Classe politique profitiert", "62 Prozent der Österreicher
haben schon ein Jahr nach dem EU-Beitritt die Nase voll!", "Nein zur EU
aus finanz- und währungspolitischer Sicht!", "Nein zur EU aus
wirtschaftspolitischer Sicht!", EU-Beitritt: Verheerend für unsere
Landwirtschaft!" "EU-Beitritt ruiniert unseren Sozialstaat".
Und dann kommt der Höhepunkt: Am Samstag, dem 23. September 1995,
findet nach intensiver Vorbereitung unter dem OK-Präsidium von Silvia Blocher
die öffentliche Kundgebung "Ja zur Schweiz - Nein zum EWR/EU-Beitritt" in
Zürich statt. Die Grossveranstaltung ruft kraftvoll in Erinnerung, dass
sich Volk und Stände in verschiedenen Abstimmungen (Uno, EWR, Blauhelme)
für die Beibehaltung der Unabhängigkeit, der Selbständigkeit und der
Neutralität unseres Landes ausgesprochen haben. Die SVP des Kantons
Zürich, die Junge SVP, weitere Kantonalparteien, sowie eine grosse
Zahl von Komitees gegen den EWR/EU-Beitritt weisen den Bundesrat,
die Politiker, die Parteien und das Eidgenössische Parlament eindringlich
darauf hin, dass der angestrebte EU-Beitritt gegen unser Land gerichtet ist.
Nach der Besammlung beim Bürkliplatz folgt der Umzug der
Kundgebungsteilnehmer, begleitet von Treichlern, Geisslechöpfern, Alphornbläsern,
Brauchtums-Gruppen, geschmückten Wagen, Kutschen, Sujets aus Gewerbe und
Landwirtschaft, Musikformationen, Reitergruppen u.a. über die Bahnhofstrasse
zum Münsterhof. Dort sprechen zum Abschluss Christoph Blocher sowie je ein
Vertreter der französisch- und der italienischsprachigen Schweiz.
Und in der Tat: Es wird eine grossartige, unvergessliche, würdige
Kundgebung für Freiheit und Unabhängigkeit - ein kraftvolles Bekenntnis
zur Schweiz, mit Tausenden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der
ganzen Schweiz. Blocher bringt es auf dem Münsterhof auf den Punkt: Eine
unabhängige, nicht dem EU-Grossmachtgebilde einverleibte Schweiz hat
wesentlich bessere Zukunftschancen.
Linke Chaoten und Krawallanten versuchen von der andern
Limmatseite aus, unsere friedliche Kundgebung "Ja zur Schweiz" zu stören.
Sie werfen Steine, kippen Abfalltonnen um und richten diverse Schäden an.
Das Ganz erfolgt planmässig: So hat u.a. die Jugendzeitung "Toaster",
die von der Stadt Zürich mit Steuergeldern unterstützt wird, zur
Gewaltanwendung aufgerufen. Auch ein Flugblatt der "Antifaschistischen
Aktion" hat zur Besammlung auf dem Bellevue aufgerufen und dazu
aufgefordert, "alle notwendigen Utensilien für einen solch speziellen
Tag" mitzunehmen. Zuvor hatte insbesondere Stadträtin Ursula Koch mit
ihrem aufhetzerischen Gerede gegen die friedliche SVP-Kundgebung den
Nährboden für die Chaoten geschaffen. Dank dem vorbildlichen Einsatz
der Polizei konnte die Grosskundgebung dennoch würdig durchgeführt werden.
Heute, in einer Zeit, da sich die Chaoten dank moderner Mittel
rasch "organisieren" können, sind konsequente Massnahmen wie die
Durchsetzung des Vermummungsverbots und kurze Gefängnisstrafen
durch Schnellgerichte ein Gebot der Stunde.
(Fortsetzung folgt)