Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Damals in der SVP

Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant

Teil 42 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver Politik

1‘064 Schützen – Männer und Frauen! Diese stolze Zahl stammt nicht etwa von einem offiziellen kantonalen oder einem grossen regionalen Schützenfest, sondern vom 14. SVP-Schiessen (der SVP des Kantons Zürich) Ende September 1996. Das bereits legendäre Zürcher SVP-Schiessen war 1983 gegründet worden. Dies in der Überzeugung, eine Partei, die für die Freiheit und Sicherheit von Land und Leuten kämpfe, müsse – neben einer glaubwürdigen Politik – auch mit einem solchen Grossanlass unterstreichen, dass sie für unsere Schützentradition und für eine wehrhafte Schweiz einsteht. Und wir sagen mit einem gewissen Stolz: „Wer denn, wenn nicht die SVP, ist in der Lage, einen solchen Grossanlass auf die Beine zu stellen?!“

Der Anlass ist derart populär geworden, dass die Teilnehmer schon bald die Tausendergrenze überschritten haben und sich das Ganze zu einem eigentlichen Volksfest entwickelt hat – mit dem Schiessen im Zentrum (6 Schuss auf die A-5er Scheibe), mit einem attraktiven Gästeprogramm, musikalischer Umrahmung, einem speziellen Kinderprogramm, attraktiven Preisen und natürlich einem würdigen Absenden.

Weil der 14. Grossanlass in Oberweningen im Wehntal stattfindet, ist es logisch, dass Schützen und Gäste im Festzelt von Frauen in der wunderschönen Wehntaler Tracht bedient werden. Und weil in jeder Zeit gerade die Beschaffung des Truppentransporters „Duro“, montiert  durch die Firma „Bucher-Guyer“ in Niederweningen, aktuell ist, wird den Parteiexponenten und Gästen ein Augenschein vor Ort geboten. Neben Regierungsrätin Rita Fuhrer (die 27 von 30 möglichen Punkten schiesst und in ihrem Grusswort die Schützenfamilie dazu aufruft, mutig zu unseren Traditionen, zur schweizerischen Identität und zum Schiessen als Ausdruck von Wehrhaftigkeit und Gemeinschaft zu stehen), Regierungsrat Hans Hofmann, unseren National-, Stände- und Kantonsräten und vielen Gemeindebehörden sind als spezielle Gäste auch die Divisionäre Ulrico Hess (der spätere Kommandant des Feldarmeekorps 4), Louis Geiger, Hansruedi Ostertag und Rolf Siegenthaler anwesend. Ulrico Hess, ein besonders begnadeter Truppenführer – aber im Schiessen eher mittelprächtig – meint zu einem Kritiker seiner Schiesskünste: „Wüssed Sie, es isch nid mini Ufgab, bsunders guet z’schüsse – ich mues dafür sorge, dass mini Soldate träffed!“ Recht hat(te) er.

Anwesend ist auch ein noch relativ unbekannter Jung-Nationalrat namens Toni Brunner, der eine Schützendelegation aus dem Obertoggenburg mitgebracht hat (Die Bezeichnung „relativ unbekannt“ hat er dann aber rasch ins Gegenteil verkehrt …). Auch etliche andere Kantonalparteien sind am SVP-Schiessen 1996 und überhaupt bei allen SVP-Schiessen regelmässig vertreten. Solche Anlässe sind wichtig für den Gemeinsinn und den Zusammenhalt in der Partei und darüber hinaus – und ich bin sicher, dass auch das SVP-Schiessen 2020, das im kommenden Herbst zum 38. Mal stattfindet, attraktiv gestaltet wird.

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Am 25. September 1996 findet ein völlig anderer Anlass statt: Die Frauenkommission der Kantonalzürcher SVP macht ihren alljährlichen Sommerausflug – diesmal zum Kernkraftwerk Beznau. Dort lassen sich die Besucherinnen über die Funktion eines KKW und allerlei Wissenswertes orientieren – so beispielsweise darüber, dass „Beznau“ mit Aarewasser gekühlt wird, was eine Temperaturerhöhung des Wassers von 0,7 Grad Celsius bewirkt.

Rückschau: An einem Sommertag im Jahre 1976 habe ich mit meiner damaligen 3. Realklasse – alle per Velo – von Eglisau aus zunächst ebenfalls das KKW Beznau und dann noch Leibstadt besucht – wobei letzteres bekanntlich mit einem Siedewasserreaktor ausgestattet ist. Nach der Mittagsrast unterwegs (mit Grill-Servelats an einem grossen Feuer) gehen wir auf dem Rückweg noch ins Freibad Zurzach. Solche Touren und Ausflüge habe ich damals regelmässig gemacht. So konnten die Jugendlichen „aus eigener Kraft“ Land und Leute und die Arbeitswelt kennenlernen.

Warum erwähne ich solche KKW-Ausflüge? Ganz einfach, weil sie heute kaum mehr stattfinden würden. Im Zeitalter Gretas und der Klimabewegten würden solche Besuche wohl von vielen als  gewagt (oder freisinnig ausgedrückt als „suboptimal“) empfunden – obwohl sich ein sauberes KKW der neuesten Generation aus Sicht der Logik und des Umwelt- bzw. Klimaschutzes (Co2) für unser Land geradezu aufdrängt. Aber „psychologisch“ ist das bis auf weiteres nicht „opportun“, die Uhren laufen derzeit anders. Ich hoffe dennoch, dass mittelfristig vernünftige Politiker, Energiespezialisten und andere Leute mit Rückgrat einen Umschwung herbeiführen können, bevor unser schönes Land durch Windräder (und infolge der Massenzuwanderung) verunstaltet ist.

Interessant: Noch kurz vor dem Ausfall des Kühlsystems beim grossen japanischen Nuklearkraftwerk Fukushima im März 2011 hat der Bundesrat eine Energiestrategie verabschiedet, die ausdrücklich die Notwendigkeit eines neuen modernen KKW betonte; auch SP-Bundesrat und  „Energieminister“ Moritz Leuenberger  hat sich ausdrücklich dazu bekannt. Nach „Fukushima“ und in der Ära von Doris Leuthard war dann aber plötzlich alles anders.

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Kürzlich wurde in den  Medien bekannt, dass es in etlichen Schweizer Restaurants insbesondere mit der Hygiene nicht zum Besten bestellt sei. Auch die amtlichen Kontrollen seien zum Teil ungenügend und würden zu spärlich durchgeführt. Das erinnert mich an den 1. Dezember 1996, als im Kanton Zürich über das Gastgewerbegesetz abgestimmt wurde, das (leider) angenommen wird. Unser bekannter Kantonsrat und begnadete „Beizer“ Oskar (Oski) Bachmann von der „Metzg“ in Stäfa hat sich damals vehement gegen das Gesetz ausgesprochen, weil bei dessen Annahme für einen Gastwirt kein Fähigkeitsausweise mehr verlangt werde und „jeder Galöri eine Beiz aufmachen kann.“ Eine gewisse Grundausbildung für einen Gastwirt dürfe, so Bachmann, nicht gestrichen werden – sie müsse im Gegenteil verstärkt werden. Nur dies garantiere dem Gast Qualität und gesunde Verpflegung. Zudem müssten jedem Wirt die einschlägigen Gesetze bekannt sein, die für die Ordnung und Sicherheit in einem Gastwirtschaftsbetrieb unerlässlich seien.

Wäre das Gesetz am 1.12.1996 abgelehnt worden, hätten wir heute im Gastgewerbe wohl einige Probleme nicht.

(Fortsetzung folgt)



Hans Fehr