Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Wer verbreitet hier Fake News?

Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant

23.3.2021

Das Interview in den Tamedia-Zeitungen vom 23. März 2021 mit dem chinesischen Botschafter in der Schweiz bringt schwer verdauliche Kost. Natürlich will ein Botschafter sein Land und dessen Regierung in möglichst gutem Licht erscheinen lassen. Was aber dieser Botschafter als Wahrheit bzw. Fake News (der Kritiker) verkündet, geht auf keine Kuhhaut. So verkehrt er die längst erwiesene Tatsache, dass in Xinjiang über eine Million Uiguren in „Umerziehungslagern“ eingesperrt sind, zur Behauptung, es gehe nur um Terrorbekämpfung, und es gebe dort lediglich „einige Berufsausbildungzentren“ – und in Xinjiang und Tibet würden „alle ethnischen Gruppen in Frieden und Glück leben“. Das ganze Interview ist ein – allerdings sehr durchschaubares – Meisterstück der Verwedelung von unbequemen Tatsachen.

Natürlich ist es wahr: Noch vor 30/40 Jahren ging es für viele Chinesen darum, genug zu essen zu haben und – nicht nur symbolisch – endlich ein zweites Hemd zu haben. Diese Ziele hat die chinesische Führung mehr als erreicht. China hat sich zur wirtschaftlichen und militärischen Grossmacht entwickelt. Zudem lässt sich ein Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern schwerlich mit direktdemokratischen Strukturen à la Schweiz regieren. Die chinesischen Machtdemonstrationen im südchinesischen Meer, die zunehmende Drohkulisse gegen Taiwan, die stetige Einschränkung der Bürgerrechte in Honkong, der immer noch ungeklärte Ursprung der Corona-Pandemie in Wuhan und die massive wirtschaftliche Einflussnahme in weiten Teilen der Welt machen jedoch vielen Leuten Angst. Hier muss der Westen noch brauchbare Antworten finden.

Als neutrales Land  muss sich die offizielle Schweiz mit Kritik zurückhalten. Als Bürger eines freien Landes lassen wir uns aber keinen Maulkorb verpassen.

Hans Fehr, Eglisau