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Zum 1. August 2010
„Rudenz, Bundesrat, Avenir Suisse – und die Schweiz?

Artikel, 19. Juli 2010


In Schillers „Wilhelm Tell“ kommt Ulrich von Rudenz, Neffe des hochbetagten Freiherrn von Attinghausen, vor über 700 Jahren verblendet vom Fürstenhof zurück. In Seide, Purpur und mit Pfauenfeder stolziert er einher und blickt mit Verachtung auf seine Landsleute herab. Seinen Onkel (Oheim) Attinghausen versucht er, „von der Welt der grossen Taten und des Ruhms“ zu überzeugen:

„Habt Ihr nicht höhern Stolz, als hier
Landammann oder Bannerherr zu sein
Und neben diesen Hirten zu regieren?
Wie? Ist’s nicht eine rühmlichere Wahl,
Zu huldigen dem königlichen Herrn,
Sich an sein glänzend Lager anzuschliessen.
(…)
Anderswo geschehen Taten, eine Welt des Ruhms
Bewegt sich glänzend jenseits dieser Berge (…).“

                                   ****
„Vergebens widerstehen wir dem König,
Die Welt gehört ihm, wollen wir allein
Uns eigensinnig steifen und verstocken,
Die Länderkette ihm zu unterbrechen,
Die er gewaltig rings um uns gezogen?
(…)
Von seinen Ländern wie mit einem Netz
Sind wir umgarnet rings und eingeschlossen.“

                                   *****
„Es kostete ein einzig leichtes Wort,
Um augenblicks des Dranges los zu sein
Und einen gnäd’gen Kaiser zu gewinnen.“

Die Rudenzen von heute

Viele „Rudenzen“ sehnen sich auch heute nach „glänzenden Taten“, nach einer „Welt des Ruhms“. Sie wollen „dabei sein“ auf internationalen Bühnen und Konferenzen und drängen nach dem EU-Beitritt. Die EU- und Euro-Fehlkonstruktionen wollen sie nicht sehen.
Sie wollen nicht, dass wir – als freies, unabhängiges, erfolgreiches Land – „die Länderkette unterbrechen“, welche die EU-Funktionäre „rings um uns gezogen“. Es ist ihnen egal, dass ein EU-Beitritt tiefere Löhne, mehr Arbeitslose, höhere Mieten und mehr Steuern und Abgaben bringt. Es kümmert sie nicht, dass wir jährlich 5-6 Milliarden Franken an Brüssel zu zahlen hätten und dass die zwangsläufige Verdoppelung der Mehrwertsteuer für eine vierköpfige Familie jährlich gegen 10'000 Franken zusätzliche Steuern bringen würde. Es ist ihnen egal, dass wir mit einem EU-Beitritt unsere Selbstbestimmung, die Neutralität und den Schweizer Franken verlieren.
Die heutigen Rudenzen sind die sogenannten „Eliten“: Bundesräte, Parlamentarier, Edelsozialisten, Linke, Nette, Verwaltungsfunktionäre, Diplomaten, Professoren, Kulturschaffende, Gutmenschen – und nun auch noch die neunmalklugen visionären „Denker“ vom „Think Tank“ Avenir Suisse.
Sie vertreten nicht die Interessen unseres Landes, sondern schweben in abgehobenen Sphären. Oder sie hoffen auf Ansehen, Privilegien, lukrative Posten, elegante Dienstwagen, Spesenvergütungen und grosse Reisen – ohne den für sie lästigen Bürgern verantwortlich zu sein. Die von Friedrich Schiller (1759-1805) im „Wilhelm Tell“ geschilderte Renommiersucht, die Wichtigtuerei und das Anpassertum gegenüber ausländischen Machtgebilden sind aktueller denn je.

Ein wesentlicher Unterschied zum Schillerschen Rudenz besteht jedoch: Schillers Rudenz hat sich noch rechtzeitig auf die Seite seiner Landsleute geschlagen. Ausgerechnet Bertha von Bruneck, eine reiche Erbin aus Habsburg im Gefolge des Landvogts Gessler, hat ihm die Augen geöffnet.

Wer weiss, vielleicht besteht auch bei den EU-Turbos und den kopflosen Internationalisten noch eine Hoffnung, dass sie dereinst die Augen öffnen – vielleicht kommt schon bald eine moderne Bertha von Bruneck?
Wie auch immer: Entscheidend ist, dass bei den Wahlen 2011 jene Parteien und Organisationen gestärkt werden, die für die Schweiz einstehen.

Ich wünsche Ihnen schon jetzt einen besinnlichen und fröhlichen 1. August 2010!


                                                                                             

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