Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Damals in der Auns

Von Hans Fehr, a. Nationalrat und Geschäftsführer der Auns, Eglisau ZH

Teil 32 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver Politik

Nach der denkwürdigen Veranstaltung zur Bedeutung von Grenzen vom 8. Mai 2005 mit Bundesrat Christoph Blocher in Rafz ZH (s. SZ Nr. 2/2022) sind wie definitiv in der heissen Schlussphase des „Schengen“-Abstimmungskampfes angelangt.

„Schengen heisst: Mehr Kriminelle, mehr Arbeitslose, EU-Beitritt!“ sowie „Schengen-Visa bringen mehr Kriminalität und Schwarzarbeit!“ – so lauten die Kurzbotschaften, die wir auf allen Kanälen verbreiten.

Dazu kommen Zitate und Beurteilungen von bekannten Persönlichkeiten, die unser NEIN zu Schengen und zum grenzenlosen Europa unterstützen:

(Hier folgen 1-2 Inserat gegen Schengen)

Schengen – ein Trojanisches Pferd

Werner Gartenmann, mein Stellvertreter auf der Auns-Geschäftsstelle, hat eine blendende Idee: Schengen – mit Unwahrheiten und falschen Lobpreisungen angepriesen – gleicht einem Trojanischen Pferd. Denn das Trojanische Pferd gilt als Inbegriff einer hinterlistigen Kriegslist: Der grosse antike Dichter Homer beschreibt im 8. Gesang seiner „Odyssee“, wie es zur Wende im Trojanischen Krieg kam: Vergeblich hat das Heer der Griechen während Jahren versucht, die stark befestigten Mauern Trojas zu brechen. Da rät der griechische Seher Kalchas seinen Leuten, die Stadt Troja nicht mit nackter Gewalt, sondern mit einer tödlichen Finte zu erobern.

Es ist schliesslich Odysseus, der auf die Idee kommt, ein riesiges Pferd aus Holz zu bauen – so gross, dass sich in seinem Leib etliche Soldaten verstecken können. Nun folgt ein weiterer Schachzug im Kriegsplan: Die Belagerer täuschen vor den Mauern Trojas ihren Abzug vor. Zurück bleibt das hölzerne Pferd, das die Trojaner für ein Abschiedsgeschenk der angeblich verschwundenen Griechen halten. Trotz verschiedener Warnungen (u.a. von Seiten Laokoons) gelingt es dem griechischen Spion Sinon, der sich unter die Trojaner gemischt hat, diese davon zu überzeugen, dass es sich beim Prachtspferd um ein der Göttin Athene geweihtes Geschenk handle. Wenn sie es in die Stadt zögen, bringe es Troja Schutz, Glück und Sieg für alle Zukunft.

Und so geschieht es dann auch. Getäuscht, blind, dumm und selbstgefällig schleppt die damalige „classe politique“ Trojas das Pferd in die Stadt. Doch mitten in der Nacht verlassen die griechischen Soldaten den Holzbauch des Pferdes und öffnen in aller Stille die Stadttore. Das in der Dunkelheit zurückgekehrte Griechenheer dringt in die Stadt ein, metzelt die Bevölkerung nieder und zerstört Troja für alle künftigen Zeiten.

Christoph Mörgeli, Mitglied im Auns-Vorstand, fragt damals zurecht: Was nützte es da dem untergegangenen trojanischen Volk, dass der listige Odysseus von jenen Göttern, die auf der Seite Trojas standen, zur Strafe mit seiner Mannschaft eine lange, gefahrvolle Reise – die Odyssee – antreten musste, die er als einziger überlebte?

Nun brauchen wir noch einen Macher, der das Trojanische Pferd baut. Ich finde ihn in der Person von Werner Hofmann aus Buchs ZH. Es gibt wohl nichts, was dieser geniale Unternehmer, Inhaber einer grossen Sanitär-/Installateur-Geschäfts in Zürich, nicht kann. In einer Zimmerei entsteht in hunderten von Arbeitsstunden ein wahres Meisterwerk, das wir als eindrückliche Manifestation auf den Bundesplatz stellen und entsprechend „einweihen“.

(Bild des Trojanischen Pferdes aus Holz)

Arrogantes Staatsfernsehen DRS: Keine Folge leistet unserer Medieneinladung das Fernsehen DRS. Chefredaktor Ueli Haldimann ereifert sich im Newsletter der Chefredaktion SF DRS vom 27.5.2005 wie folgt: „Letzten Freitag haben sie (die Schengen-Gegner) ein trojanisches Pferd auf den Bundesplatz gekarrt (…) Wir haben in der Tagesschau nicht über das epochale Ereignis berichtet. Aus dem Umstand, dass jemand ein paar zusammengenagelte Bretter auf den Bundesplatz karrt, entsteht noch lange kein Anspruch auf einen Beitrag in der Tagesschau.“

Unglaublich, skandalös! Und solchen und ähnlichen Leuten und Medienmogulen sollen wir via Abstimmung am 13. Februar 2022 noch x Millionen zwecks „Medienförderung“ zuschanzen?! 

PS. Als Denkzettel lässt Werner Hofmann das Trojanische Pferd für einige Zeit direkt vor die „Haustür“ Haldimanns im Leutschenbach stellen. Seither ist es in Scuol GR zu besichtigen.

*

Die (Geld-) Übermacht war zu gross!

Trotz gigantischer Anstrengungen der Auns, der SVP und weiterer Gleichgesinnter wird Schengen/Dublin in der Volksabstimmung am 5. Juni 2005 mit 54,6 Ja- gegen 45,4 Prozent  Nein-Stimmen gutgeheissen. Die Übermacht des Befürworter-Apparates war zu gross. Den 30 Millionen Franken der Pro-Seite und den Versprechungen, Unwahrheiten und Tricks aus dem Bundeshaus (u.a. Verweigerung des Ständemehrs) haben wir zwar die Wahrheit über Schengen und das enorme Engagement vieler Leute – aber nur 2,5 Millionen Franken entgegenzusetzen.

Aber wir haben keine Zeit zum Lamentieren. Am 25. September 2005 folgt bereits die nächste Herausforderung – die Ost-Personenfreizügigkeit – gegen welche die Auns ebenfalls in die Hosen steigen muss.

(Fortsetzung folgt)



Hans Fehr